Otto Kohlrausch (1811–1854) war ein deutscher Anatom, Chirurg und Hochschullehrer, der durch seine präzisen Studien der Becken- und Rektumanatomie bekannt wurde. Nach ihm ist die Kohlrausch-Falte benannt – eine quer verlaufende Schleimhautfalte im oberen Rektum, die anatomisch, klinisch und bildgebend von hoher Bedeutung ist.
Biographical Data
Kohlrausch wurde 1811 in Fuhlen (heute Niedersachsen) geboren. Er studierte Medizin in Göttingen, Heidelberg und Berlin und wurde 1841 Professor für Anatomie und Physiologie an der Universität Marburg. Er war zudem Direktor des Anatomischen Instituts. Sein Bruder Rudolf Kohlrausch war Physiker. Otto Kohlrausch starb 1854 im Alter von nur 43 Jahren.
Scientific Contributions
Kohlrausch veröffentlichte 1854 das Werk Zur Anatomie und Physiologie der Beckenorgane, in dem er die Struktur des Rektums und der Beckenmuskulatur detailliert darstellte. Besonders bekannt wurde die Beschreibung einer prominenten, quer verlaufenden Schleimhautfalte etwa 6–8 cm ab ano – heute als Kohlrausch-Falte bezeichnet. Diese markiert die Grenze zwischen dem unteren und mittleren Drittel des Rektums und ist ein wichtiger Orientierungspunkt bei der digitalen Rektaluntersuchung, Proktoskopie und bildgebenden Verfahren.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Die Kohlrausch-Falte dient als topografische Landmarke in der Proktologie, kolorektalen Chirurgie und Radiologie. In der MRT des Beckens kann sie zur Beurteilung der Rektumhöhenlokalisation genutzt werden. Ihre Lage korrespondiert mit dem Umschlag zwischen intraperitonealem und extraperitonealem Rektumanteil – entscheidend z. B. bei der Stadieneinteilung von Rektumkarzinomen. Kohlrauschs Arbeiten gelten als grundlegend für das moderne Verständnis der Beckenorgane.
Sources and Literature
Kohlrausch O. Zur Anatomie und Physiologie der Beckenorgane. Leipzig, 1854.
Putz R, Pabst R. Atlas der Anatomie. Thieme, 2018.
Heitz PU et al. Chirurgische Anatomie. Springer, 2016.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
