
Robert Kienböck (1871–1953) war ein österreichischer Radiologe und einer der bedeutendsten Vertreter der frühen Röntgendiagnostik. Er beschrieb 1910 erstmals die aseptische Nekrose des Mondbeins (Os lunatum), die heute unter dem Namen Kienböck-Krankheit bekannt ist.
Biographical Data
Kienböck wurde 1871 in Wien geboren und studierte dort Medizin. Er war ab 1905 Leiter der Röntgenabteilung am Allgemeinen Krankenhaus Wien und Mitbegründer der Wiener Röntgengesellschaft. Er veröffentlichte grundlegende Werke zur medizinischen Anwendung der Röntgentechnik und setzte sich für eine differenzierte radiologische Diagnostik ein. Kienböck starb 1953 in Wien.
Scientific Contributions
Im Jahr 1910 veröffentlichte Kienböck eine Fallreihe zur lunären Osteonekrose, in der er degenerative und nekrotische Veränderungen des Os lunatum anhand von Röntgenbildern dokumentierte. Die Erkrankung geht mit Schmerzen und Funktionseinschränkung des Handgelenks einher und tritt häufig bei manueller Belastung (z. B. bei Handwerkern) auf. Kienböck war damit einer der ersten, der eine aseptische Knochennekrose röntgenmorphologisch charakterisierte. Die Erkrankung wurde später ihm zu Ehren als Kienböck-Krankheit bezeichnet.
Bedeutung in der Radiologie und Orthopädie
Die Kienböck-Krankheit ist ein klassisches Beispiel für eine aseptische Osteonekrose und lässt sich stadienabhängig in der konventionellen Röntgendiagnostik erkennen. Im Frühstadium ist oft die MRT erforderlich, um Marködem und Strukturveränderungen des Mondbeins nachzuweisen. Die Diagnose basiert auf Bildgebung, Klinik und Klassifikationen wie der Lichtman-Stadieneinteilung. Kienböcks Arbeit war ein Meilenstein für die Etablierung der Handgelenksdiagnostik in der Radiologie.
Sources and Literature
Kienböck R. Über traumatische Malazie des Mondbeins und ihre Folgezustände. Fortschr Röntgenstr. 1910;16:77–103.
Lichtman DM et al. Kienböck’s disease: update on diagnosis and treatment. J Hand Surg Am. 2010;35(3): 465–472.
Putz R, Papst R. Atlas der Anatomie. Thieme, 2018.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.