John Hunter (1728–1793) war ein schottischer Anatom, Chirurg und medizinischer Lehrer, der als einer der Begründer der wissenschaftlichen Chirurgie gilt. Er verband anatomische Forschung, Tierexperimente und klinische Beobachtung in einem bis dahin beispiellosen Maße. Seine umfangreiche Sammlung anatomischer Präparate ist im Hunterian Museum in London erhalten.
Biographical Data
Hunter wurde 1728 in Long Calderwood bei Glasgow geboren. Er war der jüngere Bruder des berühmten Geburtshelfers William Hunter. Nach einer Lehre als Chirurg am St George’s Hospital in London vertiefte er seine anatomischen Kenntnisse durch Sektionen und Tierversuche. 1767 wurde er Mitglied der Royal Society. Später war er Chirurg am St George’s Hospital sowie am königlichen Hof. Er starb 1793 nach einem Herzanfall in London – vermutlich infolge seiner stressbelasteten Tätigkeit.
Scientific Contributions
Hunter sammelte mehr als 13.000 Präparate aus Anatomie, Pathologie, Zoologie und Anthropologie. Seine Arbeiten deckten ein breites Spektrum ab – von der Knochenregeneration bis zur Wundheilung, von Embryologie bis zur Infektionspathologie. Er war einer der ersten, der Tumoren experimentell untersuchte und die Übertragbarkeit von Syphilis erforschte (unter heutigen ethischen Gesichtspunkten allerdings kritisch zu bewerten). Sein 1794 posthum veröffentlichtes Werk “Treatise on the Blood, Inflammation and Gunshot Wounds” war jahrzehntelang ein chirurgisches Standardwerk.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Hunters detaillierte Studien zur Anatomie und Physiologie des Gefäßsystems, der Muskeln und der Knochen legten die Grundlage für spätere Entwicklungen in der chirurgischen Anatomie. In der Radiologie sind viele seiner Beobachtungen – etwa zur Knochenumbauprozesse, Wundheilung oder Gefäßpathologie – weiterhin relevant, insbesondere in der muskuloskelettalen Bildgebung. Seine Methodik – Beobachtung, Sektion, Vergleich und Dokumentation – entspricht den Prinzipien der strukturierten Bildanalyse.
Sources and Literature
Hunter J. A Treatise on the Blood, Inflammation and Gunshot Wounds. London, 1794.
Moore W. The Knife Man: Blood, Body Snatching and the Birth of Modern Surgery. Bantam, 2005.
Richardson R. Death, Dissection and the Destitute. University of Chicago Press, 2000.
Hunterian Museum London – Royal College of Surgeons (rcseng.ac.uk).
