
Hans Chiari (1851–1916) war ein österreichischer Pathologe, der mit der Beschreibung der Chiari-Malformation – einer Entwicklungsstörung im Bereich des Kleinhirns und des Foramen magnum – die Neuropathologie und spätere Neuroradiologie entscheidend prägte.
Biographical Data
Chiari wurde am 4. September 1851 in Wien geboren. Er war Sohn des Gynäkologen Johann Baptist Chiari und studierte Medizin an der Universität Wien. Nach Stationen in Prag und Innsbruck wurde er 1906 Direktor des Pathologischen Instituts in Straßburg. Chiari verstarb am 6. Mai 1916 in Straßburg.
Scientific Contributions
Zwischen 1891 und 1896 veröffentlichte Chiari eine Serie von pathologisch-anatomischen Studien über Missbildungen der hinteren Schädelgrube. Er beschrieb unterschiedliche Typen der Herniation des Kleinhirns durch das Foramen magnum, die er als Typ I, II und III klassifizierte. Die Typ-II-Form wurde später durch Julius Arnold ergänzt und ist seither als Arnold-Chiari-Malformation bekannt.
Chiari unterschied die Fehlbildung anhand der Ausdehnung der Herniation, der Beteiligung von Medulla oblongata, Pons und des Ventrikelsystems – eine Einteilung, die in der klinischen Praxis und Bildgebung bis heute verwendet wird.
Bedeutung in der Radiologie
Die Chiari-Malformation ist ein zentraler Bestandteil der neuroradiologischen Diagnostik. Vor allem der Typ I – mit Herniation der Kleinhirntonsillen – ist in der MRT der kraniozervikalen Übergangsregion häufig ein Zufallsbefund oder wird gezielt bei Symptomen wie Kopfschmerz, Schwindel oder Syringomyelie gesucht. Die bildgebende Unterscheidung der Typen und die Erfassung assoziierter Anomalien (z. B. Spina bifida, Hydromyelie) basiert unmittelbar auf Chiaris Klassifikation.
Die MRT gilt heute als Goldstandard zur Diagnostik und präoperativen Planung. Chiaris genaue pathologische Studien legten die Grundlage für die heutige morphologische und funktionelle Bildgebung dieser komplexen Fehlbildungen.
Sources and Literature
Chiari H. Ueber Veränderungen des Kleinhirns infolge von Hydrocephalie des Grosshirns. Dtsch Med Wochenschr. 1891;17:1172–1175.
Tubbs RS et al. Chiari Malformations. Springer, 2013.
Ciarpaglini R et al. MRI of Chiari I Malformation: Diagnostic Criteria and Clinical Correlation. Neuroradiology. 2020;62(1):3–15.