Boerhaave, Hermann (1668-1738)

Porträt von Hermann Boerhaave (1668–1738) im Wegbereiter-Stil in Schwarz-Weiss mit lockigem Haar und würdevoller Ausstrahlung

Hermann Boerhaave (1668–1738) war ein niederländischer Arzt, Anatom und Botaniker, der als Begründer des systematischen klinischen Unterrichts gilt. Er war eine zentrale Figur der europäischen Medizin des 18. Jahrhunderts und hatte grossen Einfluss auf die medizinische Ausbildung und Praxis.

Biographical Data
Boerhaave wurde am 31. Dezember 1668 in Voorhout bei Leiden geboren. Er studierte Theologie und später Medizin an der Universität Leiden. Ab 1701 wirkte er dort als Professor für Medizin, Botanik und Chemie. Er war über Jahrzehnte die prägende Figur der medizinischen Fakultät in Leiden, das unter seiner Leitung zum Zentrum der medizinischen Lehre in Europa wurde. Er verstarb am 23. September 1738.

Scientific Contributions
Boerhaave führte die praktische Ausbildung am Krankenbett in die universitäre Lehre ein und gilt damit als Wegbereiter der modernen klinischen Medizin. Seine Lehrmethoden beeinflussten die Ausbildung in ganz Europa, insbesondere in Deutschland, Frankreich und England. Viele seiner Schüler, darunter Albrecht von Haller und Gerard van Swieten, wurden selbst bedeutende Mediziner.

Sein Name ist zudem mit der ersten systematischen Beschreibung einer spontanen Ösophagusruptur verknüpft – dem Boerhaave-Syndrom. Die Erkrankung ist selten, aber potenziell lebensbedrohlich. Sie tritt meist nach starkem Erbrechen auf und führt zu einer transmuralen Ruptur der Speiseröhre mit Mediastinitis.

Bedeutung in der Radiologie
Das Boerhaave-Syndrom ist ein klassisches Beispiel für eine klinisch-radiologische Diagnose. Die initiale Thoraxaufnahme kann freie Luft im Mediastinum oder Pleuraergüsse zeigen. Die CT-Thorax ist heute das bevorzugte Verfahren zum Nachweis der Perforation und der mediastinalen Ausbreitung. Die Diagnose hat unmittelbare therapeutische Konsequenzen und erfordert schnelles Handeln. Boerhaaves Beschreibung gilt damit als frühes Beispiel für pathologisch-anatomische Korrelation mit klinischem Bezug.

Sources and Literature
Boerhaave H. Institutiones Medicae. Leiden, 1708.
Felson B. Boerhaave’s syndrome revisited. Radiology. 1990;177(2):481–482.
Lue AJ et al. Imaging of Boerhaave Syndrome. Clin Imaging. 2014;38(2):210–213.

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