Programm Röntgenqualität in der Arztpraxis

Verbesserung der Bildqualität durch strukturierte Analyse und Peer Review

Warum Röntgenqualität zählt – ein innovatives Projekt für die Arztpraxis

Die Qualität konventioneller Röntgenaufnahmen spielt eine zentrale Rolle für die zuverlässige medizinische Diagnostik in der Grundversorgung. Dennoch fehlt es in der Schweiz bislang an einer systematischen, unabhängigen Qualitätskontrolle in diesem Bereich. Genau hier setzt das Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ an: Es bietet Ärzt:innen und MPAs eine praxisnahe Möglichkeit, die Bildqualität zu analysieren, zu verbessern und nachhaltig zu sichern – auf Basis internationaler Standards und mit wissenschaftlich fundierter Methodik.

Erfahren Sie mehr über den Aufbau, die Ergebnisse und die Vorteile dieses erfolgreichen Projekts, das bereits in zahlreichen Hausarztpraxen mit grossem Erfolg umgesetzt wurde.

Das Projekt/Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“, initiiert von swissradiology consulting, hat zwischen 2014 und 2015 über 8000 Röntgenbilder aus Hausarztpraxen in der Deutschschweiz systematisch bewertet – mit Fokus auf Einstelltechnik und radiologische Beurteilbarkeit.

Die Ergebnisse zeigen deutlich: Durch gezielte Schulungen, technische Anpassungen und <stronginterdisziplinäre Zusammenarbeit lässt sich die Qualität konventioneller Röntgenaufnahmen nachhaltig verbessern. Viele teilnehmende Praxen konnten nach wenigen Monaten signifikante Fortschritte erzielen.

Das Projekt beruht auf Freiwilligkeit, Peer-Review-Prinzipien und internationalen Standards. Die Auswertung erfolgt durch ein Team aus Radiolog:innen und MTRA im Vieraugenprinzip. Jeder teilnehmenden Praxis wird ein datenschutzkonformer Qualitätsbericht zur Verfügung gestellt.

Die Rückmeldungen von Ärzt:innen und MPA waren durchweg positiv. Die radiologische Bildqualität wurde nicht nur gesteigert, sondern auch das Bewusstsein für Qualität und Sicherheit im Alltag gestärkt. Viele Praxen sehen die Röntgenbilder als ihre „Visitenkarte“ – und wollen diesen Anspruch auch erfüllen.

Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt wurde das Projekt von der Schweizerischen Akademie für Qualität in der Medizin (SAQM) der FMH ausdrücklich als wertvoll und professionell eingestuft. Eine schweizweite Ausweitung ist in Vorbereitung.

Zertifizierte Partnerpraxen sind u. a. santémed, Monvia, mediX Bern und das Kinderarzthaus St. Gallen. Unterstützt wird das Projekt auch von Ärztenetzwerken wie Igomed und der Privatklinikgruppe Hirslanden.

Auch die Patienten profitieren – Interview mit Dr. Jens-Uwe Schaaf

Im Anschluss an den Projektbericht erklärt Dr. med. Jens-Uwe Schaaf im Interview die Hintergründe und Ziele des Projekts «Röntgenqualität in der Arztpraxis». Als Initiator und ärztlicher Leiter der swissradiology consulting betont er, dass qualitativ hochwertige Röntgenbilder – basierend auf dem ALARA-Prinzip – eine entscheidende Rolle in der radiologischen Diagnostik spielen.

Das Projekt entstand aus dem Wunsch einer grossen Hausarztorganisation, die Röntgenqualität ihrer Standorte anhand klarer Kriterien prüfen zu lassen. Die Resonanz der teilnehmenden Praxen war durchweg positiv. Ärztinnen und Ärzte sowie MPAs schätzten besonders die unabhängige Begutachtung und die gezielten Verbesserungsvorschläge durch das externe Expertenteam.

Das Projekt ist modular aufgebaut: Neben dem Grundmodul zur Bildqualität bietet ein erweitertes Modul auch die Möglichkeit, Indikation und Befundung einzubeziehen. Damit können Praxen genau dort ansetzen, wo sie Optimierungspotenzial sehen.

Zur oft geäusserten Sorge vor einem Monopol bei der flächendeckenden Ausweitung des Projekts sagt Schaaf: Die Inhalte seien offen und könnten auch von anderen unabhängigen Organisationen übernommen werden. Kooperationen mit weiteren Akteuren im Gesundheitswesen seien ausdrücklich erwünscht.

Ausblick: Für die kommenden Jahre plant Schaaf, weitere Hausarztorganisationen für das Projekt zu gewinnen, Qualitätszirkel mit radiologisch tätigen Kolleginnen und Kollegen aufzubauen und die Zusammenarbeit mit Partnern der medizinischen Qualitätssicherung zu intensivieren.

Das Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ wurde vom Steuerungsausschuss der Schweizerischen Akademie für Qualität in der Medizin (SAQM) der FMH in seiner Sitzung vom 19. Februar 2015 als „wertvoll für die Qualität der medizinischen Leistungserbringung“ beurteilt. Die Konzeption des Programms wurde als „fundiert und professionell“ eingestuft.

Die EQUAM Stiftung empfiehlt die erfolgreiche Teilnahme am Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ ausdrücklich und erkennt sie als mögliche Zielsetzung im Rahmen eines Audits oder Zwischenberichts in den Modulen A (Einzelpraxen) oder B (Netzwerke) an.

Mehr erfahren? Kontaktieren Sie uns, wenn Sie weitere Informationen bzgl. einer möglichen Teilnahmen am Programm Röntgenqualität in der Arztpraxis wünschen.

Zwischen 2015 und 2025 haben neun grosse Ärztenetzwerke sowie eine Schweizer Krankenhausgruppe ihren Mitgliedern die Teilnahme am Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ empfohlen. Über 100 Arztpraxen sind dieser Empfehlung gefolgt. Die Ergebnisse und die Auswertung der Eigenbewertung zeigen deutlich, dass die teilnehmenden Praxen mehrheitlich von der Teilnahme profitiert haben.

Tiefere Gesundheitskosten und weniger Strahlenbelastung dank höherer Röntgenqualität?

Am 21. September 2020 hat sich das Schweizer Parlament im Rahmen eines Postulats von Ständerat Damian Müller mit dem Thema Röntgenqualität befasst: „Tiefere Gesundheitskosten und weniger Strahlenbelastung dank höherer Röntgenqualität?“

Das Postulat wurde von Gesundheitsminister Alain Berset beantwortet. Darin begrüsst der Bundesrat ausdrücklich die freiwillige Initiative zur Qualitätsverbesserung von Röntgenaufnahmen in der Arztpraxis. Eine gesetzlich verankerte, flächendeckende Qualitätskontrolle wurde vom Ständerat jedoch abgelehnt.

Quelle: Amtliches Bulletin, Ständerat, Herbstsession 2020

Postulat 20.3208: Röntgenqualität – weniger Kosten, weniger Strahlenbelastung?

Initiant: Damian Müller, FDP Luzern
Datum: 21. September 2020
Quelle: Amtliches Bulletin, Ständerat, Herbstsession

  • Die Stellungnahme des Bundesrats wird als unzureichend kritisiert.
  • Die Grundausbildung von MPAs und Ärzt:innen im Bereich Röntgen sei insbesondere bei Hochdosisverfahren ungenügend.
  • Die Kommission für Strahlenschutz (KSR) bezeichnet die aktuelle Ausbildungssituation selbst als „bedenklich“.
  • Das BAG verfügt nicht über ausreichende Ressourcen für flächendeckende Kontrollen.
  • Eine unabhängige externe Qualitätskontrolle durch private Organisationen wird als sinnvoll erachtet.

Vorgeschlagene Lösung

  • Einführung einer externen Qualitätssicherung durch qualifizierte Anbieter.
  • Verbesserung der Bildqualität, Reduktion unnötiger Strahlenbelastung.
  • Reduktion der Gesundheitskosten – bereits bei 10 % unbrauchbaren Aufnahmen könnten jährlich rund 30 Millionen Franken eingespart werden.

Kritik an der Haltung des Bundesrates

  • Klinische Audits betreffen aktuell nur CT, Nuklearmedizin und Strahlentherapie – nicht aber Arztpraxen mit konventioneller Röntgendiagnostik.
  • Freiwillige Teilnahme erreicht nur ohnehin engagierte Praxen – der Grossteil bleibt unberücksichtigt.

Fazit

Ständerat Damian Müller fordert, den Handlungsbedarf ernst zu nehmen und auf nationaler Ebene die Voraussetzungen für eine nachhaltige Verbesserung der Röntgenqualität zu schaffen. Ziel ist ein konkreter Mehrwert für Patient:innen, medizinisches Fachpersonal und das gesamte Gesundheitssystem.

Antwort des Bundesrates auf das Postulat 20.3208 – Röntgenqualität in der Arztpraxis

Sprecher: Bundesrat Alain Berset
Datum: 21. September 2020
Quelle: Amtliches Bulletin, Ständerat, Herbstsession

  • Der Bundesrat teilt grundsätzlich das Anliegen, die Bildqualität in der Radiologie zu sichern.
  • Er verweist darauf, dass die Ausbildung im Strahlenschutz heute Teil der Grundausbildung sei und sich die Situation im Vergleich zu früher stark verbessert habe.
  • Die Strahlenschutzverordnungen wurden 2018 umfassend überarbeitet, mit dem Ziel, die Qualität in der medizinischen Radiologie zu steigern.
  • Zu den umgesetzten Massnahmen gehören:
    • Pflicht zur regelmässigen Fortbildung
    • Technische Mindeststandards für Röntgengeräte
    • Externe Qualitätskontrollen durch anerkannte Fachfirmen
    • Einführung klinischer Audits – allerdings nur für hochdosisbelastende Verfahren wie CT, Nuklearmedizin oder Strahlentherapie

Argumente gegen eine Ausweitung auf Hausarztpraxen

  • Eine flächendeckende Kontrolle der rund 2800 Arztpraxen mit Röntgengeräten sei nicht verhältnismässig.
  • Die Strahlenbelastung bei Standard-Röntgenaufnahmen sei gering – daher sei der Nutzen zusätzlicher regulatorischer Massnahmen begrenzt.
  • Der Bundesrat spricht sich für Effizienz und zielgerichteten Ressourceneinsatz des Staates aus.
  • Statt neuer Vorschriften setzt man auf Eigenverantwortung und freiwillige Qualitätssicherung der Praxen.

Fazit des Bundesrates

Der Bundesrat lehnt das Postulat ab, sieht aber die bestehenden Regelungen als ausreichend an. Gleichzeitig spricht er sich klar für freiwillige Qualitätsinitiativen aus.

Wörtlich betont Bundesrat Alain Berset:
„Wir haben die Initiativen zugunsten der Qualität und der erweiterten, freiwillig durchgeführten Kontrollen durch Arztpraxen begrüsst – und ich möchte das ausdrücklich betonen.“

Diese Aussage unterstreicht die grundsätzliche Unterstützung des Bundesrates für Projekte wie „Röntgenqualität in der Arztpraxis“, sofern sie auf freiwilliger Basis erfolgen und zur Verbesserung der radiologischen Versorgung beitragen.

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