CT-Untersuchungen – Schwangerschaft

Symbolbild Computertomographie vor Schwangerschaft – kanadische Kohortenstudie zu Fehlgeburten und Fehlbildungen

CT-Untersuchungen vor der Schwangerschaft: Kanadische Studie zeigt leicht erhöhtes Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen

Hintergrund: Bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) sind für die Diagnostik unverzichtbar. Dennoch stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine CT-Untersuchung kurz vor einer Schwangerschaft haben könnte.

Neue Evidenz: Eine große kanadische Kohortenstudie aus Ontario (Simard et al., Annals of Internal Medicine, September 2025) untersuchte mehr als 2 Millionen Schwangerschaften. Ergebnis: Frauen, die bis vier Wochen vor der Empfängnis eine CT-Untersuchung durchlaufen hatten, wiesen ein leicht erhöhtes Risiko für spontane Fehlgeburten und kongenitale Fehlbildungen auf.

  • Fehlgeburten: 101 pro 1.000 (ohne CT) vs. 117 (1 CT), 130 (2 CTs), 142 (≥3 CTs); angepasstes Hazard Ratio (aHR) bis 1,19.
  • Fehlbildungen: 62 pro 1.000 Lebendgeborene (ohne CT) vs. 84 (1 CT), 96 (2 CTs), 105 (≥3 CTs); aHR bis 1,15.

Interpretation: Das Risiko steigt leicht mit der Anzahl der CTs und je näher die Untersuchung an der Empfängnis lag. Ein klarer Dosis- oder Anatomie-Gradient konnte nicht konsistent gezeigt werden. Restkonfounder sind möglich.

Fazit: Die Autoren empfehlen, CT-Untersuchungen bei Frauen im gebärfähigen Alter kritisch zu hinterfragen und – wo medizinisch vertretbar – Alternativen wie MRT oder Sonographie zu bevorzugen.

Quelle: Simard C, et al. Exposure to Computed Tomography Before Pregnancy and Risk for Pregnancy Loss and Congenital Anomalies. Ann Intern Med. 2025; doi:10.7326/ANNALS-24-03479.


Ergänzung: Stellungnahme der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und DGMP

Die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG) und die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) haben zur aktuellen Diskussion Stellung genommen:

  • Fakten: Die Studie zeigt eine Assoziation zwischen CT vor Empfängnis und erhöhtem Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen.
  • Keine Kausalität: Die erhöhte Rate erklärt sich wahrscheinlich durch bestehende Grunderkrankungen und nicht allein durch die Strahlenexposition.
  • Keine Dosis-Korrelation: Kopf- und Becken-CT zeigten vergleichbare Ergebnisse, was gegen einen direkten Strahleneffekt spricht.
  • Kontext: Mehr CTs können auch ein Indikator für Schweregrad und Dauer einer Erkrankung sein.
  • Deutschland: CT-Untersuchungen erfolgen nur bei medizinischer Notwendigkeit unter strengen rechtlichen Vorgaben. Moderne Geräte arbeiten mit deutlich geringerer Dosis als die in der Studie (Daten teils bis 2002).

👉 Zur vollständigen Stellungnahme der DRG/DGMP

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